November 2024
Künstler: Vito Manolo Quiñones
Gestalt. Nicht von ungefähr hat es dieses Wort ins Englische geschafft. Something that is made of many parts and yet is somehow more than or different from the combination of its parts – wissen die Wörterbücher zu definieren. Welche Gestalt verkörpert der junge Nachwuchskünstler Vito Manolo Quiñones in seinen stetig wechselnden performativen Verkleidungs-Akten? Eine wilde? Eine mythologische? Die Antwort bleibt, wie so oft in der bildenden Kunst, nicht fassbar, nicht empirisch, sondern nur im Moment erleb-, erfahr-, und durchdringbar. Ein Säbel und ein Seil wecken Assoziationen vergangener Menschheitsepochen; Helm, Gehörschutz und Schienbeinschoner bieten Protektion vor der Welt; aber wofür stehen die zigfachen Verknotungen, gar Einschnürungen zwischen Seil und (Klamotten-)Stoff? Die unter der Kopfbedeckung verschwundenen Augen machen gewahr: Hier ist das normative menschliche Wesen entrückt und zu einer neuartigen Gestalt geworden. Eine, die neue Bewegungsformen auslotet. Es scheint dem jungen Künstler um das Transzendentale zu gehen, um den Übertritt in einen anderen Zustand. Die Verwandlung in etwas Neues durch Kombination von Bekanntem ist dabei ein bewährtes künstlerisches Konzept. Doch Kopftuch und Taucherbrille oder Wollhandschuhe und Massagestab sind hier weit mehr als die Kombination ihrer Einzelteile. Sie sind die Elemente, die in ihrer Gesamtheit dem Nachwuchskünstler die Möglichkeit bieten, sich von seinen physischen Limitationen zu entsagen und etwas anderes zu werden und zu sein: eine Gestalt.