Oktober 2018
Künstlerin: Christiane Keppler
Titel des Schaukastenbildes: "Dreizehn Häuser für die Stadt"
Technik: Mischtechnik Künstlerin: Christiane Keppler Künstlerische Intention: ich bin als künstlerin eine wortarbeiterin. zu orten und situationen sammele ich sprachliches material ein, dass ich mit eigenen bildern anreichere und zu einem manchmal surreal anmutenden potpourri einkoche. mit solchen texten habe ich schon räume, dächer und vor allem unterschiedliche objekte beschriftet, wie zum beispiel falthäuser aus papier oder durchsichtigem polycarbonat. das thema HAUS hat mich immer wieder beschäftigt, ich habe viele HAUS-gedichte geschrieben. mein zweites künstlerisches standbein sind künstlerbücher, mit denen ich auch auf der artbook.berlin, der berliner künstlerbuchmesse, vertreten bin. als ich die möglichkeit bekam, eine arbeit für die littlewindowgalerie vorzubereiten, erinnerte ich mich an eine performance, die ich einmal gemacht habe. ich saß einen tag hinter der großen fensterscheibe einer galerie und habe notiert, was draußen auf der straße passierte. wie in einem aquarium saß ich da. der schaukasten der littlewindowgalerie ist auch so eine art kleines aquarium, aus dem heraus man in und auf die stadt schauen kann. so habe ich für dieses textobjekt teile des beobachtungstextes aus der galerie benutzt. als hintergrundfoto habe ich den blick aus dem fenster der wohnung gewählt, in die ich gerade eingezogen bin, auch ein blick auf einen ausschnitt der stadt. einen sehr grünen ausschnitt, aber berlin ist ja auch eine sehr grüne stadt. auf dem handgeschriebenen text kleben dreizehn kleine häuser aus polycarbonat. jedem dieser häuser wurde ein naiv-romantisches motto gegeben, das in diesen bewegten zeiten meine wünsche an und für die stadt und die menschen in ihr symbolisiert. |
13 häuser für die stadt: sie heißen mut / staunen / nahrung / hoffnung / wärme / umarmung / zuversicht / freundlichkeit /
genuss / zuspruch / trost / muße / raum Christiane Keppler
Unionstraße 8, 10551 Berlin 030-3233217 (mit AB) 0163-7332179 |
DREIZEHN HÄUSER FÜR DIE STADT
christiane keppler (textobjekt 2018) wenn ich schreibe kann ich nicht gucken so ist das träumen und wachen gleichzeitig geht nicht außer man lernt rechtzeitig zehn- fingerblind heute ist knüllerkiste mein ausblick und apotheke und tchibo da ist was los alles billiger ein kilo pfirsiche für fünfzig cent die sehen gar nicht mal schlecht aus die fische hier werden sogar umsonst mit luft und sonne gefüttert es soll ja auch elektrische fische geben wer das licht in dieses aquarium streut oder auch den regen wüsste ich gern von links schwimmen blonde mädchen ins bild von rechts dunkelhaarige männer zong macht die luft als sie aneinander vorbeistreifen eine perlenkette autos rutscht vorbei weil irgendwo eine ampel grün geworden ist ein junger schwarzer mann tritt gegen einen hellblauen dinosaurier an der sich von rechts hereinschiebt und die straße entlangmäandert was heißt schon jung und darf man schwarzer mann sagen oder gibt es andere anweisungen nicht vergessen niemals vergessen den kleinen alten mann in shorts mit krückstock und schwarzrot-goldgestreiftem einkaufsbeutel khakishorts der klassiker aus der brücke am kwai mein vater trug solche als er jung war vielleicht noch vor dem großen krieg schaue ich vom schreiben hoch ist das bild wieder leer als hätte ich gerade etwas verpasst die kleine im roten flamencokleid vielleicht alle schwimmen vorbei als wäre hier ein vorbeigehort kein schaurein oder bleibstehn oder holwasab oder bringwashinort ein winziger braunschwarzweiß-gefleckter hund kreuzt einsam die wellen herrchen kommt erst eine böe später ins bild kleines mädchen im buggy rosa plastik-bär an weißem band kariertes kinderkleid mit flügelärmeln meins war damals orange mit weißen pünktchen allerwinzigste fische gleiten vorbei richten ihre blaubewimperten ferngläser auf mich und heben die hände zum gruß mir schwimmen die felle weg mein kopf ist eine erogene zone innen und außen… |
Weitere Arbeiten von Christiane Keppler (Slideshow):